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Samstag, 26. Juni 2010

Joachim Gauck im Radialsystem

„Da sitzt ein Mann und den wollen wir haben“, so brachte die Schauspielerin Ursela Monn gestern abend die fröhliche Stimmung der Unterstützer des Präsidentschaftskandidaten Joachim Gauck (Foto) auf den Punkt. Im Berliner Radialystem fand ein großes Künstlerfest für Gauck statt. In den drei Wochen seit seiner Nominierung hat sich via Internet eine Bürgerbewegung formiert, die größte Säle füllen kann. Das hätte keine Parteizentrale so organisieren können, sagte Gauck in seiner improvisierten Ansprache. Dass sich so viele Bürger für das politische Thema der Bundespräsidentenwahl interessierten, sei ein großes Geschenk. Er bekannte sich zu den demokratischen Institutionen, es gehe nicht darum, die Berufspolitiker von der Bühne zu drängen. Auch das Verfahren der Bundespräsidentenwahl sei völlig in Ordnung. Aber: „Wir wollen uns wiedererkennen in diesem Staat“. Die Suchbewegung der Vielen nach mehr Glaubwürdigkeit in der Politik werde weitergehen, „auch wenn die Personalie Gauck erledigt ist.“ Mehr über Joachim Gauck

Donnerstag, 24. Juni 2010

Box statt Schloss

Die Bundesregierung hat den Baustart für das Berliner Schloss von 2011 auf 2014 verschoben, doch Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hat ohnehin nicht damit gerechnet, dass die außereuropäischen Sammlungen aus Dahlem dort bereits 2015 würden einziehen können. Das räumte er bei einem ausführlichen Interview ein, das wir für die STUTTGARTER ZEITUNG über die Konsequenzen des Regierungsbeschlusses geführt haben. Parzinger (Foto) erwartet nun eine Eröffnung des Humboldt-Forums im Schloss erst 2022. Noch in diesem Jahr soll die Humboldt-Box am Schlossplatz eingerichtet werden, um für das Projekt zu werben. Weitere Berichte und Informationen zum Schlossbau und Humboldt-Forum finden Sie auf unserer Homepage.

Im Theater (10): Kurt Krömer als Johnny Chicago


So etwas habe er seit 25 Jahren nicht erlebt, das sei die ödeste Berliner Theaterspielzeit seit Menschengedenken, stöhnt ein älterer Kritikerkollege vor der Volksbühne. Wie fast alle Premierengäste genießt er den lauen Sommerabend und will gar nicht rein in das düstere Riesenhaus. So schöne Abende zum Flanieren gab es bisher wenige, und von dieser Spielzeit werden wohl nur die Seesäcke in Erinnerung bleiben, auf denen das Publikum die Volksbühnenflops durchleiden musste. Bei der Uraufführung von Johnny Chicago mit dem Autor Jakob Hein, Kurt Krömer und Inka Löwendorf auf der Bühne gibt es immerhin was zu lachen, aber das rettet diese Spielzeit auch nicht mehr. Zur Kritik

Mittwoch, 23. Juni 2010

Einen Engel müsste man haben


Es war rappelvoll in der Akademie der Künste am Hanseatenweg, als Christa Wolf vergangene Woche ihr neues Buch Stadt der Engel oder The Overcoat Of Dr. Freud vorstellte (siehe Foto). Michael Bienert war dabei und hat das 400-Seiten-Werk gelesen, ein feines Textgewebe aus Reiseaufzeichnungen, Erinnerungen und Reflexionen, die von der Kindheit der Autorin bis in die Gegenwart reichen. Bei der Präsentation äußerte die 81-jährige Christa Wolf Zweifel daran, ob sie noch in der Lage sein werde, ein weiteres Erzählwerk in diesem Umfang zu vollenden. Mehr

Dienstag, 22. Juni 2010

Berlin Biennale oder: Enjoy Poverty!


Wild gestikulierend schreien Börsenhändler durcheinander, Kursnotierungen rattern durchs Bild. Gegenüber rüstet sich eine Guerillatruppe von schwarze Fischern am Nigerdelta zum Kampf. Mit Maschinengewehren in der Hand erklären sie den Weißen den Krieg. Denn die von der Ölindustrie verschmutzten Fischgründe ernähren ihre Familien nicht mehr. Mit hypnotischer Wucht lässt der amerikanische Künstler Mark Boulos die beiden parallelen Realitäten in seiner Videoinstallation aufeinanderprallen. Die Ölkatastrophe gibt ihr aktuelle Brisanz. Die 6. Berlin-Biennale will den Blick für die Realität schärfen, für das "Was draußen wartet", so der Titel der Ausstellung. Mit ihrem gesellschaftskritischen Anspruch bleibt die Kuratorin Kathrin Rhomberg der Tradition der 1998 gegründeten Biennale treu. Zum vollständigen Bericht von Elke Linda Buchholz geht es hier

Sonntag, 13. Juni 2010

Ferdinand Möller und die "Entartete Kunst"

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An diesem Wochenende wird an der Schöneberger Straße 78 eine Gedenktafel für den Kunsthändler Ferdinand Möller eingeweiht. Er handelte in den Nazizeit mit "Entarteter Kunst", heute arbeitet eine nach ihm benannte Stiftung kritisch die Geschichte des NS-Kunstbetriebs auf. Für den Tagesspiegel hat Elke Linda Buchholz recherchiert, wie beides zusammenhängt. Mehr

Samstag, 12. Juni 2010

Berlins Götterhimmel in Mannheim


Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird nicht allein vom Bund und vom Land Berlin finanziert, sondern von allen Bundesländern gemeinsam, und damit das so bleibt, zeigt sie seit einigen Jahren öfters Flagge außerhalb der Hauptstadt. Auf der Berliner Museumsinsel war die Ausstellung Die Rückkehr der Götter ein Publikumsrenner, jetzt ist sie in Mannheim zu sehen. Elke Linda Buchholz berichtet im Kulturfinder: "Arg ramponiert sehen viele der hehren Göttergestalten aus. Kaum einer der Unsterblichen ist unversehrt über die Zeiten gekommen. Wem nur die Nasenspitze fehlte oder ein Arm abgebrochen war, der hatte noch Glück. Manch einer musste gar, wie Göttervater Zeus, es sich gefallen lassen, aus mehreren Marmorfragmenten zusammengestückt zu werden..." Mehr

Donnerstag, 10. Juni 2010

Schlossplatz ohne Schloss?


Von einem Baustopp auf dem Berliner Schlossplatz ist am Tag nach der Sparklausur der Bundesregierung nichts zu spüren. Zwei Bagger schlenkern fröhlich ihre bunten Greifarme unter einem Bauschild der Wasserbetriebe. Ein gelber Kran hievt Betonfertigteile mit rautenförmigen Fensterausschnitten auf den Rohbau der Humboldt-Box, die im Dezember eröffnet werden soll. Das temporäre Informationsgebäude könnte nun wohl ein paar Jahre länger stehen bleiben und den Platz mit Riesenplakatwerbung verunzieren. Wer von der Allee Unter den Linden auf den Schlossplatz zusteuert, den empfängt dieser Tage die Parole „Wir machen morgen möglich“. Klingt wie Parteienwerbung, ist aber Großreklame für „intelligente Prozessoren mit Wow-Faktor“. Genau das, was in der Politik gerade schmerzlich fehlt. Zum ausführlichen Bericht über den Stand der Dinge auf dem Schlossplatz und Bedeutung der Sparbeschlüsse für die Berliner Kultur geht es hier.

Montag, 7. Juni 2010

Glückliches Hannover


Erst gewinnt die fesche Lena beim europäischen Sängerwettstreit in Oslo und bekennt sich bei ihrer triumphalen Rückkehr zu ihrer Heimatstadt. Dann nominiert die Berliner Koalition den niedersächsischen Regierungschef für das Amt des Bundespräsidenten. Vor dem Büro des Oberbürgermeisters Stephan Weil stehen Reporter Schlange, die über die „Hannoveranisierung der Republik“ berichten wollen. Michael Bienert war am Wochenende in Hannover, hat mit Kulturverantwortlichen gesprochen und die Eröffnung der ersten Kunstfestspiele im Schlosspark Herrenhausen (Foto) genossen. Mehr

Donnerstag, 3. Juni 2010

Rudolf Steiners Gugelhupftopf


Farbige Kreide markiert schwungvolle Linien und eine Spirale auf der schwarzen Wandtafel. "Das Äußere wird Inneres. Das Innere wird Äußeres", steht in krakelig-markanter Handschrift daneben. Handelt es sich um eine der berühmten Wandtafelzeichnungen von Joseph Beuys? Nein, auch der charismatische Vortragsredner Rudolf Steiner hat seine Gedanken der Zuhörerschaft gern bildlich vor Augen geführt: "Man muss ebenso denken können in Farben, in Formen, wie man denken kann in Begriffen, in Gedanken." Jetzt hängen die von Verehrern sorgsam aufbewahrten Relikte seiner Liveauftritte im Wolfsburger Museum, zusammen mit Werken der Gegenwartskunst, die sich auf Steiner beziehen - mehr oder weniger. Lesen Sie den kompletten Bericht von Elke Linda Buchholz über die Wolfsburger Ausstellung hier.