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Montag, 27. August 2012

Großlabor des Wohnungsbaus


Manche Berliner Siedlungen der Weimarer Republik sind seit 2008 Weltkulturerbe, andere nicht – aber trotzdem sehenswert. Ein Streifzug von Michael Bienert, der auch als Stadtführer dort oft unterwegs ist, erschienen am 25. August 2012 im Feuilleton der Stuttgarter Zeitung:

Heidebrinker Straße 8 in der Gartenstadt Atlantic
Foto: Bienert
Hat man dieses Wohnhaus bei der Sanierung vergessen? Im Vorbeigehen wirkt es so. Das Haus Heidebrinker Straße 15 in der sanierten Gartenstadt Atlantic trägt noch den Originalputz aus den legendären Zwanziger Jahren. Er ist nachgedunkelt, aber wenn die Sonne darauf scheint, dann beginnen feine Körnchen darin plötzlich zu schillern und zu blinkern. Die Fassade lebt! Dann bemerkt man weitere feine Details, die an den Nachbarhäusern verloren gegangen sind: die Kasten-Doppelfenster und ihre expressionistischen Einfassungen lassen die ungedämmte Außenwand viel plastischer wirken. Die Rollläden sind aus Holz, nicht aus Kunststoff. Es fehlt die dicke Wärmedämmschicht unter dem Putz. Wenigstens ein Haus der Gartenstadt Atlantic am S-Bahnhof Gesundbrunnen schaut noch genauso aus, wie der deutsch-jüdische Architekt Rudolf Fränkel es entworfen hatte – dank einer Finanzspritze von 200.000 Euro von der  Deutschen Stiftung Denkmalschutz. An den übrigen rund 50 Häusern der Siedlung hat der private Eigentümer das Erscheinungsbild nur vergröbert wiederherstellen lassen, sonst wären die Mieten explodiert. Wichtiger war ihm, die bunte Bevölkerungsmischung in dem zu Mauerzeiten stark herunter gekommenen Kiez zu erhalten. Man sieht es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weiterlesen im Zwanziger-Jahre-Blog

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