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Montag, 30. Dezember 2013

Guten Rutsch!

Trötrötrö! Wir wünschen allen Lesern einen guten Rutsch und viel Spaß im neuen Jahr!

Das Foto zeigt die Bauleitung der Reichsforschungssiedlung Haselhorst, aufgenommen etwa 1931/32. Michael Bienerts neues Buch Moderne Baukunst in Haselhorst ist im Berlin Story Verlag lieferbar.

Im Theater (51): Michael Thalheimers "Tartuffe" an der Schaubühne

Von Michael Bienert - Bei der Uraufführung von Molières „Tartuffe“ am 12. Mai 1664 amüsierte sich der französische König prächtig – und verbot kurz darauf alle öffentlichen Aufführungen des Stücks. Zu brisant war die Darstellung eines Heuchlers, der sich als frömmelnder Gottesmann in eine Bürgerfamilie einschleicht und sie um Hab und Gut bringt. Mit der Kirche war nicht zu spaßen, sie war der größte Grundbesitzer in Frankreich und neben dem Militär die wichtigste Stütze der königlichen Macht. Molière kämpfte jahrelang um eine Freigabe des Stücks, er schrieb es um und klebte ihm eine versöhnliche Schlusswendung an: Der hellsichtige König selbst durchschaut Tartuffe als Betrüger und wendet in letzter Minute die Katastrophe von seinen Opfern ab.
Dass der Regisseur Michael Thalheimer diesen nicht sehr zwingenden Schluss streichen würde, war zu erwarten: Seine Figuren bleiben immer rettungslos verloren. Sie quälen sich durch eine Welt ohne Hoffnung, egal ob es sich um die Atriden handelt, um Goethes Faust oder Proleten aus Stücken von Hauptmann. Erlösung - nein danke! Und so steht in Thalheimers „Tartuffe“-Version zuletzt das Dienstmädchen Dorine einsam an der Rampe und spricht apathisch die Sätze: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Herr, es ist Zeit zu handeln, man hat dein Gesetz gebrochen.“ Die Antwort ist: Licht aus, Nacht, Schwärze.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Digitales Archiv des Ersten Weltkrieges - Pläne der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zum Jahrestag des Kriegsausbruchs

Quelle: Europeana
Collections 1914-1918
Diesmal waren Bibliothekare die Avantgarde. Sie witterten schon vor Jahren die Chance, eine ganz neue, europäische Basis für die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg zu schaffen. Im Januar wird ein digitales Archiv mit 400 000 Plakaten, Akten, Feldpostbriefen, Kinderbüchern und anderen Dokumenten frei nutzbar sein, für das zehn Nationalbibliotheken aus acht Ländern ihre Bestände durchkämmt haben. Koordiniert hat das gigantische Projekt „Europeana Collections 1914–1918“ die Berliner Staatsbibliothek, die es Ende Januar auf einer internationalen Konferenz präsentieren wird. Weiterlesen im TAGESSPIEGEL

Weitere Informationen der Staatsbibliothek zum Themenjahr 1914

Sonntag, 15. Dezember 2013

Friedenauer Nachkriegszeit im Wendebuch

Bewohnern des Berliner Südwestens, die noch auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Buchgeschenk zu Weihnachten sind, empfehlen wir das neue Buch des Verlags Friedenauer Brücke - genauer gesagt handelt es sich um zwei Bücher in einem Einband, also um ein (buchtechnisch gesprochen) Wendebuch. Es hat keine Rückseite, dafür zwei Frontcover mit verschiedenen Titeln. Zwischen den Buchdeckeln befinden sich zwei Buchblöcke des gleichen Formats, aber aus unterschiedlichen Papiersorten für einen Bild- und einen Textband. Der Bildband heißt Entlang der Rheinstraße 1945-1963 und enthält eine Fotodokumentation, die jeden faszinieren dürfte, der öfter auf dieser vielbefahrenen Verkehrsachse zwischen Innsbrucker und Walther-Schreiber-Platz unterwegs ist. Kaum zu glauben, wie ruinös es rund um das Friedenauer Rathaus nach dem Weltkrieg aussah! Als 1963 beim Besuch des US-Präsidenten John F. Kennedy dessen Wagenkolonne durch das Menschenspalier entlang der Rheinstraße fuhr, waren an vielen Stellen die Kriegsverluste noch sichtbar und die Straßenmitte für die Straßenbahn reserviert. - Die andere Hälfte des Buchblocks füllen Erinnerungen von Friedenauern an die Zeit von 1945 bis 1963, es handelt sich um die Fortsetzung der drei hervorragend recherchierten Friedenau-Lesebücher über den Zeitraum von 1871 bis 1945, die in den letzten Jahren bereits im selben Verlag erschienen sind. Erneut ist Hermann Ebling und Evelyn Weissberg ein außergewöhnliches Buch der Erinnerungen gelungen, wie man es sich auch für andere Kieze in Berlin wünscht.

Entlang der Rheinstraße 1945–1963
Friedenau erzählt 1945–1963 
Herausgegeben von Hermann Ebling und Evelyn Weissberg 
Hardcover, Format 22 x 22 cm, 316 Seiten, mit mehr als 250 Abbildungen in Duoton und über 50 Geschichten 
ISBN: 978-3-9816130-0-1 
39,00 €

Bestellung beim Verlag

Freitag, 13. Dezember 2013

Lonely Planet London

Bücherschaufenster in London
(Foto: Michael Bienert)
Von Elke Linda Buchholz - Sich in London zu orientieren, ist nicht leicht. Zu riesig? Nicht nur das. Die Stadt hat keinen Mittelpunkt. Sie ist nicht in konzentrischen Kreisen aufgebaut wie Paris. Sondern besteht aus asymmetrisch und unkontinuierlich im Laufe der Jahrhunderte zusammengewachsenen Zentren, Siedlungskernen, Knotenpunkten des Verkehrs, der Macht, der Kultur. Insgesamt eine ziemlich unübersichtliche Gemengelage. Wie also sich orientieren? Und im Überangebot spannender Möglichkeiten trotzdem nicht nur die altbekannten Supersehenswürdigkeiten abklappern?
Der Lonely Planet-Führer London verspricht Hilfe. Nach dem bewährten Motto des Verlagsgründers Tony Wheeler "Hat man sich erst einmal zum Reisen entschlossen, ist das Wichtigste auch schon geschafft" geht es los. Dicker und viel materialreicher als die sonstigen dünnen Highlightführer liegt das Paperback gut in der Hand und ist trotz seiner fast 500 Seiten nicht zu schwer für den Tagesrucksack. Eine Fülle von Informationen zu Gegenwart und Geschichte Londons haben die Autoren darin untergebracht. Allerlei Listen machen neugierig: mit Tourenvorschlägen für Familien, Aussichtspunkten, Friedhöfen, Musik Locations, Monatsveranstaltungen, Gratis-Vergnügungen, Kleinen Museen, Kuriosen Museen, Spezialmuseen, Tipps zu Lebensmittelmärkten, exotischen Fastfoodketten, Shopping Destinationen... Dann werden die wichtigsten Stadtviertel von West End bis East End, von Greenwich bis Hampstead in einzelnen Kapiteln mit ihren Sehenswürdigkeiten und Lokalen vorgestellt. Und schließlich darf man sich noch in Abrisse über die Geschichte, Literatur, Architektur (mit Neuzugängen wie dem gerade 2012 fertiggestellten Glitzerglashochhaus "The Shard"), Theater- oder Modeszene vertiefen. Sogar eine Liste klassischer London-Songs von den Sixties bis zu Adele ist dabei.
That´s a lot! Aber leider: die Orientierung! Sich in diesem Buch mit seinen tausend Kreuz- und Querverweisen zurechtzufinden, ist ein Kunststück. Zwar stößt man darin immer wieder auf tolle Entdeckungen, liest sich fest und schmiedet Pläne. Aber wie hieß noch gleich dieses verrückte Künstlermuseum, das nur montags abends zu besichtigen ist? Und in welchem Bezirk lag es? Stand das im Kapitel mit den Stadtvierteln? Oder in der Museumsliste? Oder bei Kunst? Irgendwo stand doch etwas dazu! Aber wo? Die über 40 Seiten Karten im Anhang sind zwar detailreich, aber sie zerschnippeln das Riesen-London in lauter kleine Häppchen. Der gute, alte, neue A-Z Greater London-Stadtplan ist eben doch unverzichtbar. Und orientieren? Ach, dann einfach los. Zu sehen gibt es genug...

Lonely Planet London. Mit Texten von Damian Harper, Steve Fallon, Emilie Filou, Vesna Maric, Sally Schafer. 496 Seiten, viele Abb., 4. dt. Auflage 2012, 19,99 Euro

Sonntag, 8. Dezember 2013

Läuten für die Fische - die Klee-Sammlungen der Nationalgalerie

Von Elke Linda Buchholz - Warum erst jetzt? Sanierungsdruck und Raumnot machen plötzlich möglich, was lange undenkbar schien. Bisher residierten die kapitalen Klee-Kollektionen des Museums Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg hüben und drüben an der Charlottenburger Schloßstraße, im westlichen und östlichen Stülerbau, nach dem Willen der Sammler und Erben säuberlich getrennt. Etwa 30 Werke Paul Klees hatte Dieter Scharf zusammengetragen, fast 70 Arbeiten der Kunsthändler Heinz Berggruen. Dessen Klee-Konvolut war seit dem Frühjahr im sanierten Kommandantenhaus nebenan ausgestellt, das wegen Schimmel im Dachgeschoss aber schon wieder geschlossen ist. Nun sind beide Bestände in einer gemeinsamen Ausstellung vereinigt zu sehen. Lesen Sie den ganzen Beitrag auf tagesspiegel.de

Freitag, 6. Dezember 2013

Nationalgalerie Berlin Highlights

Die Sammlungen der Berliner Nationalgalerie sind seit Jahren nur ausschnittweise zu sehen, selbst Hauptwerke der Moderne müssen immer wieder ins Depot, weil der Platz fehlt. Demnächst soll auch noch der Mies-van-der-Rohe-Bau generalsaniert werden und voraussichtlich für vier Jahre geschlossen bleiben. Einen Überblick über die Prachtstücke der Sammlung - von Caspar David Friedrich bis Jeff Koons - gibt nun ein neuer Führer, elegant aufgemacht, zu dem Elke Linda Buchholz einige Texte (über Werke von Corinth, de Chririco, Nerlinger, Belling, Arp und Lotte Laserstein) beigesteuert hat. Leider ist dieses schöne Buch nicht im regulären Buchhandel erhältlich, sondern nur im Eigenvertrieb der Museen - und auch im Internet findet man es nur, wenn man sehr zielstrebig danach sucht. Aber das passt ja auch zur Unsichtbarkeit der grandiosen Kunstsammlung, die darin vorgestellt wird.

Nationalgalerie Berlin Highlights
Herausgegeben von Udo Kittelmann
347 Seiten, Berlin und Florenz 2013 (Scala)
19,80 Euro
Infos und Bestellung