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Montag, 7. Juli 2014

Walter Triers Bilderbuch-Karriere

15 Jahre hat die Kunsthistorikerin Antje Neuner-Warthorst recherchiert, um dem Zeichner Walter Trier Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Das berühmteste Cover der neueren deutschen Literaturgeschichte stammt von ihm und hat enorm zum Erfolg von Emil und die Detektive beigetragen - leider aber auch das übrige Schaffen seines Schöpfers überstrahlt. Als 1929 die Zusammenarbeit mit Erich Kästner begann, war Trier bereits ein Star unter den Pressezeichnern im Berlin der Weimarer Republik. Er arbeitete auch als Werbegrafiker und entwarf Ausstattungen für Kabarette- und Revueaufführungen. 1936 emigrierte Trier nach London, wo er antinazistische Karikaturen zeichnete, und später nach Kanada, wo er 1951 starb.
In ihrem Nachwort berichtet die Autorin, dass mehrere kunsthistorische Institute es abgelehnt hätten, eine Habilitationsschrift über den nicht nur vielseitigen, sondern auch ganz eigenständigen und unverwechselbaren Gebrauchskünstler anzunehmen, da es dem Thema an akademischer Seriosität fehle! Ihr Buch zerstreut dieses dumme Vorurteil. Seriös recherchiert, aber leichthändig geschrieben und angenehm lesbar, ist es ein substantieller  Forschungsbeitrag zur Kulturgeschichte der Weimarer Republik und zur Geschichte der Karikatur in Deutschland. Solche Bücher empfehlen wir gern weiter.

Antje Neuner-Warthorst
Walter Trier. Eine Bilderbuch-Karriere
Nicolai Verlag, Berlin 2014
304 Seiten 
29,95 Euro

Die Autorin im Hörfunkinterview:
http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/sendeterminseiten/achtundzwanzigsterjanuar100.html

Freitag, 4. Juli 2014

100 beste Plakate

Von Elke Linda Buchholz - Superman fällt aus dem Bild. Auf der hellblauen Fläche ist der abstürzende Comic-Held ganz unten zu sehen. Ein Eyecatcher! Sonst ist nichts drauf auf dem Plakat von Vincenzo Fagnani. Keine Schrift, kein Logo. Wofür es wirbt? Für sich selbst, den Gestalter, der es im Eigenauftrag kreierte. Ist das noch ein Plakat oder schon freie Kunst? Die Fachjury um die Designerin Verena Panholzer steckte auch bei der diesjährigen Ausgabe der „100 besten Plakate“ wieder mitten in der Debatte. Was ein künstlerisch gestaltetes Plakat ist, wo die Grenzen des Mediums liegen und nach welchen Kriterien die eingereichten Kreationen zu bewerten sind, muss immer wieder neu ausgehandelt werden. Weiterlesen im Tagesspiegel