Translate

Samstag, 27. Februar 2016

Die Wohnungsfrage und die Schaffung von Groß-Berlin. Eine Tagung der Hermann-Henselmann-Stiftung

Eine Antwort auf Mietskasernenelend und Wohnungsnot:
Bruno Tauts Wohnstadt "Carl Legien" gehört heute
zum UNESCO-Weltkulturerbe
"Ein Jahrhundertereignis" nennt der Stadtplaner Harald Bodenschatz die Gründung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin im Jahr 1920, und zumindest mit Blick auf die Stadtgeschichte stimmt das auch. Die Verwaltungsgrenzen der Stadt haben sich seither nur unwesentlich verändert, die Berliner orientieren sich immer noch anhand der damals geschaffenen 20 Bezirke in ihrer Stadt, auch wenn diese teilweise zu größeren Einheiten fusioniert wurden. Mit der Eingemeindung mehrerer Großstädte, etlicher Landgemeinden und Gutsbezirke vergrößerte sich das Gebiet der Berliner Stadtverwaltung 1920 auf das Dreizehnfache, die Einwohnerzahl verdoppelte sich auf über vier Millionen. Damit war der Weg frei für eine besser koordinierte Stadt- und Verkehrsplanung, insbesondere die Bekämpfung der Wohnungsnot und des Wohnungselends.

Donnerstag, 25. Februar 2016

Abbas Khider präsentiert seinen Roman "Ohrfeige" in der Akademie der Künste

Abbas Khider am 24. 2. 2016
in der Akademie der Künste
Großer Bahnhof für den schon vor etlichen Jahren aus Saddams Husseins Irak nach Deutschland geflohenen Schriftsteller Abbas Khider und für sein viertes in deutscher Sprache geschriebenes Buch! Die Akademie der Künste stellte für die offizielle Buchpremiere ihren großen Saal am Pariser Platz zur Verfügung, mit Panoramablick auf das nächtlich illuminierte Brandenburger Tor. Neben Akademiepräsidentin Janine Meerapfel war auch Ehrenpräsident Klaus Staeck im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Khiders Ohrfeige erzählt von Flüchtlingsschicksalen in Deutschland, allerdings liegen die geschilderten Ereignisse in Asylantenheimen, Behördenstuben und Shopping-Centern bayerischer Kleinstädte mehr als zehn Jahre zurück. Er brauche den zeitlichen Abstand, betont Khider im von Insa Wilke klug und unterhaltsam geführten Gespräch. Wenn er emotional allzu involviert sei, dann könne er nicht gut schreiben. Vor vier Jahren sei es soweit gewesen, sich den Erfahrungen in Deutschland zuzuwenden.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Die neue Spitze der Parochialkirche kommt aus Spandau

Tag der offenen Tür im OSZ Bautechnik I an der Nonnendammallee: Schüler der Knobelsdorff-Schule führen die Neugierigen durch die weitläufigen Werkstätten, in denen gehobelt, gezimmert und geschweißt wird, ja sogar an offenen Feuern die Schmiedehämmer geschwungen werden wie in alten Zeiten. Wenn hier Schule keinen Spaß macht, wo dann?
Draußen unter einem großen Vordach ist ein gewaltiges Zimmermannswerk in Arbeit: Die Spitze des Dachstuhls der Parochialkirche in Mitte, der in den nächsten Monaten wiederaufgebaut wird. Im Zweiten Weltkrieg war die barocke Kirchturmspitze mit dem berühmten Glockenspiel zerstört worden. Ein Verein setzte sich seit Jahren für die Rekonstruktion des ehemaligen Berliner Wahrzeichens ein.
Auf den Fotos ist ein Teil der Stahlkonstruktion zu erkennen, die aus statischen Gründen in den neuen Dachstuhl aus Holz eingefügt werden muss. Voraussichtlich im Sommer wird ein Kran der Parochialkirche ihre neue Spitze aufsetzen. Zum Artikel in der Berliner Woche 




Ein Blick ins Innere der Turmspitze. Fotos: Michael Bienert

Dienstag, 23. Februar 2016

Im Theater (60): "Lesung trifft Impro" mit Dirk Lausch und Thomas Jäckel

Dirk Lausch und Thomas Jäckel
Der eine liest vor, was die Zuhörer mitgebracht haben - ein Gedicht von Morgenstern, eine Seite aus einem Schundroman oder einer verblasenen kunsthistorischen Abhandlung, einen Kassenzettel oder eine Gebrauchsanweisung -, der andere improvisiert über das Gelesene, erfindet eine Kriminalgeschichte, einen witzigen Dialog oder reimt aus dem Stehgreif. Dirk Lausch und Thomas Jäckel sind nach etlichen Auftritten ein eingespieltes Team, das humorvoll durch Abende führt, bei denen vorher keiner weiß, was dabei herauskommt. Klar, dass niemand in der Lage ist, auf Stichwort-Zurufe aus den Publikum spontan Hochliteratur zu produzieren, aber es ist doch beachtlich, was Thomas Jäckel an erzählerischen Finessen und Pointen aus dem Hut zaubert. Wobei die Spannung sich vor allem daraus ergibt, dass man als Zuhörer dem Text im Augenblick seiner Entstehung lauscht und dem sympathischen Improvisator wünscht, dass er sich nicht blamiert. Geschickt beziehen die beiden Performer ihr Publikum ins Improvisationsgeschehen ein und helfen einander mit viel Witz über Blackouts und Kreativitätskrisen hinweg. Das alles ist kurzweilig, überraschend und hinterlässt das gute Gefühl, mit viel Grips unterhalten worden zu sein. Die nächsten Auftritt von Lausch & Jäckel:

Mittwoch, 2. März 2016 ab 19 Uhr im MedienPoint, Crellestraße 9 (Eintritt frei, Spenden erbeten) und
Dienstag, 22. März 2016 an 19 Uhr, Kulturring e. V., Ernststraße 14-16, 12437 Berlin.

Weitere Termine auf der Website des Theaters ohne Probe.

Montag, 15. Februar 2016

Pünktlich zur Berlinale: Filmlandschaft Berlin

4000 Drehtage - so viele wurden 2014 von den Berliner Behörden im Stadtgebiet für Filmaufnahmen genehmigt, doch tatsächlich dürften es sehr viel mehr gewesen sein, denn nur die "Sondernutzungserlaubnisse" für das Aufstellen von Filmsets und Verkehrszeichen wurden statistisch erfasst. Catering-Trucks von Filmleuten gehören in Berlin mittlerweile zum Stadtbild wie Currywurst- und Dönerbuden. Auf der abgefilmten Stadt liegt der Fokus des neuen Buches "Filmlandschaft von Berlin" von Nadin Wildt (Text) und Franziska Donath (Fotos): Die Schauplätze von rund 50 bekannten Filmen rücken die beiden ins Visier der Kinoliebhaber, von "Berlin - Die Sinfonie der Großstadt" (1927) und "Menschen am Sonntag" (1928) bis zu "Victoria" (2015) und "Bridge of Spies" (2015). Besonders reizvoll ist die Verortung von neueren Drehplätzen, die man im Kino nicht gleich auf den ersten Blick erkennt, sei es die Kreuzberger Kneipe "Zum Elefanten" aus "Herr Lehmann" (2003), die Wohngemeinschaft in der Oderberger Straße aus "Die fetten Jahre sind vorbei" (2004) oder den Grünen Salon der Volksbühne am Anfang von "Das Leben der Anderen" (2006). So bietet das Buch eine Fülle überraschender Anhalts-Punkte für Film-Touristen, mit Seitenblicken auf wichtige Protagonisten und Institutionen der Filmstadt Berlin. Umso unverständlicher, dass es zwar über ein beeindruckend umfangreiches Namensregister verfügt, aber nicht über ein Ortsregister der Plätze, an denen gedreht wurde.

Nadin Wildt / Franziska Donath
Filmlandschaft Berlin. 
Großstadtfilme und ihre Drehorte 
ISBN 978-3-95723-070-6
Berlin Story Verlag 2016
128 Seiten, 160 Abb., 19,95 €

Mittwoch, 10. Februar 2016

Fred Oberhauser, Verfasser des "Literarischen Führers Berlin", ist im Alter von 92 Jahren gestorben - ein Nachruf

Fred Oberhauser erklärt die literarische Topografie
der Stadt Metz. Foto von 2013
„Hier ist Berlin Paris, dort London, hier Krähwinkel, dort Kaserne, hier eine Demokratie, dort ein Bureau, hier ein Bethaus, dort ein lustiger Markt, und nur, wenn man aus alle diesen streitenden Eigenschaften durch seine Familienkreise gegangen ist, kommt man in das eigentliche Berlin zurück.“ Fred Oberhauser hat dieses gut 150 Jahre alte, zeitlos aktuelle Glaßbrenner-Zitat an den Anfang seiner Tour de Force durch die Literaturhauptstadt gestellt, es weist den Hauptautor des „Literarischen Führers Berlin“ als großen Berlin-Kenner und noch größeren Berlin-Liebhaber aus. Der Beginn dieser Leidenschaft lässt sich auf den Sommer 1934 datieren, er hat davon gelegentlich erzählt: Mit den Eltern auf Berlin-Visite besichtigte der Junge die Wilhelmstraße, als am Palais des Reichspräsidenten plötzlich die Fahne auf Halbmast gesetzt wurde. Ohne recht zu verstehen, was Hindenburgs Tod bedeutete – danach war der Weg frei für Hitler als Staatsoberhaupt – begann das Kind zu weinen. Elf Jahre später lag die Regierungsstraße des Deutschen Reiches, Schauplatz von Hitlers Selbstmord, in Trümmern. Weiterlesen