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Donnerstag, 25. Februar 2016

Abbas Khider präsentiert seinen Roman "Ohrfeige" in der Akademie der Künste

Abbas Khider am 24. 2. 2016
in der Akademie der Künste
Großer Bahnhof für den schon vor etlichen Jahren aus Saddams Husseins Irak nach Deutschland geflohenen Schriftsteller Abbas Khider und für sein viertes in deutscher Sprache geschriebenes Buch! Die Akademie der Künste stellte für die offizielle Buchpremiere ihren großen Saal am Pariser Platz zur Verfügung, mit Panoramablick auf das nächtlich illuminierte Brandenburger Tor. Neben Akademiepräsidentin Janine Meerapfel war auch Ehrenpräsident Klaus Staeck im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Khiders Ohrfeige erzählt von Flüchtlingsschicksalen in Deutschland, allerdings liegen die geschilderten Ereignisse in Asylantenheimen, Behördenstuben und Shopping-Centern bayerischer Kleinstädte mehr als zehn Jahre zurück. Er brauche den zeitlichen Abstand, betont Khider im von Insa Wilke klug und unterhaltsam geführten Gespräch. Wenn er emotional allzu involviert sei, dann könne er nicht gut schreiben. Vor vier Jahren sei es soweit gewesen, sich den Erfahrungen in Deutschland zuzuwenden.
In der deutschen Literatur existierte seines Wissens kein Roman, so Khider, der in einem Asylantenheim spielt, also habe er diese Herausforderung angenommen. Großen Wert legt Khider auf die Stimmigkeit der historischen Fakten, auch wenn die Figuren und manche Orte erfunden seien. Ihn freue es, dass bis jetzt keinem der Kritiker, die den Roman als dokumentarische Literatur lasen, aufgefallen sei, dass der Schauplatz Niederhofen an der Donau nur in der Fiktion existiere. Khider, der mehr als ein Dutzend Mal im Gefängnis saß, hat das Lachen nicht verlernt. Augenzwinkernd erzählt er von den Nöten der Flüchtlinge und ihren Überlebensstrategien, etwa vom Nutzen der Süddeutschen Zeitung: Wer sich in Bayern dahinter verstecke,  dessen Papiere würden ganz sicher nicht von Polizisten kontrolliert. Das Lachen und der leichte Ton seiner Romane sei seine Waffe im Kampf gegen das Unerträgliche. Dass dieser eingebürgerte und erfolgreiche Autor nach vielen Jahren immer noch mit der deutschen Sprache kämpft, ist unüberhörbar, wenn er seine Prosa liest. Sein Schreiben zwischen zwei Sprachen, dem Arabischen und Deutschen, verglich er mit einem flotten Dreier: "Die deutsche Sprache ist sehr dominant, sie fesselt mich, und ihre strengen Regeln machen mich immer noch unsicher. Aber langsam wird es besser."

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