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Montag, 23. Mai 2016

Anita Lasker-Wallfisch in der Galerie Parterre - Uraufführung einer Komposition von Hermann Keller am 26. Mai 2016

Anita Lasker-Wallfisch wurde 1925 als jüngste von drei Töchtern des deutschen Rechtsanwalts Alfons Lasker und der Geigerin Edith Lasker in Breslau geboren. Sie ist eine der letzten Überlebenden des sogenannten »Mädchenorchesters von Auschwitz«. Ihre älteste Schwester Marianne konnte Ende 1939 nach England in Sicherheit gebracht werden, 1942 wurden Lasker-Wallfischs Eltern deportiert und ermordet. Gemeinsam mit ihrer Schwester Renate versuchte Anita Lasker-Wallfisch, mit Hilfe gefälschter Pässe nach Frankreich zu entkommen. Beide wurden verhaftet und nach Gefängnisstrafen ins KZ Auschwitz deportiert. Anita wurde als Cellistin und Renate als Notenwart Mitglied im Lagerorchester. Im November 1944 wurden die Schwestern ins KZ Bergen-Belsen verlegt und dort am 15. Ap­ril 1945 von britischen Truppen befreit. Wenige Monate später trat Anita Lasker-Wallfisch im »Lüneburger Prozess« als Zeugin auf. 1946 wanderte sie nach Großbritannien aus und wurde Mitbegründerin des Londoner English Chamber Orchestra. Dort spielte sie bis 2000 als Cellistin. 1994 besuchte sie zum ersten Mal wieder Deutschland. Herman Keller schrieb sein Stück als eine Hommage an Anita Lasker-Wallfisch. Seit langer Zeit bemüht er sich um die Uraufführung in Anwesenheit der Künstlerin, die nun von der Galerie Parterre Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Kabinett e.V. realisiert werden konnte.

Sonntag, 15. Mai 2016

Modernes Berlin der Kaiserzeit - lieferbar ab August 2016

Nun ist es kein Geheimnis mehr: Die Deutsche Nationalbibliothek hat als erste den Titel und die Eckdaten unseres neuen Buches im Internet veröffentlicht.
"Modernes Berlin der Kaiserzeit" von Michael Bienert und Elke Linda Buchholz erscheint im August 2016 und erweitert den Erfolgstitel "Die Zwanziger Jahre in Berlin" (6. Auflage) zu einem Wegweiser durch das moderne Berlin der Epoche von 1871 bis 1933.
Beide Bücher erscheinen im Berlin Story Verlag zum Preis von 19,95 €.

Samstag, 14. Mai 2016

Im Theater (61): "Berlin Alexanderplatz" am Deutschen Theater

Von Michael Bienert - Die Hälfte des Publikums verlässt den Saal schon in den beiden Pausen, die der Regisseur Sebastian Hartmann zuschauerfreundlich in seine Viereinhalb-Stunden-Adaption des berühmtesten Berlin-Romans eingeschaltet hat. An den Schauspielern des Deutschen Theaters liegt es nicht: Ob als perfekt disponierter Chor, ob in Spielszenen oder Monologen, in den ausgefeilten Auftritten reiht sich Kabinettstückchen an Kabinettstückchen, wird Döblins Roman Berlin Alexanderplatz als Sprachkunstwerk beim Wort genommen und zum Leuchten gebracht. Ja, auf eine vertrackte Art und Weise hält diese collagehafte Nummernrevue dem Autor Döblin und seinem Roman die Treue, so sehr, dass ein großer Teil des Publikums frustriert kapituliert. Aber ist es nicht, Hand aufs Herz,  vielen Lesern ebenso ergangen? Döblins Erzählen arbeitet gegen die naturalistische Zurichtung der Wirklichkeit an, es ist sprunghaft, ausufernd, anarchisch und auch selbstironisch. Eine ähnliche Verweigerungshaltung gegen das Gefällige, Geordnete und Erwartbare strukturiert diese Inszenierung.
Weder wollen Hartmann und das Ensemble die allbekannte Geschichte vom Franz Biberkopf noch einmal chronologisch nacherzählen, noch die Großstadtatmosphäre mit den Mitteln des Theaters simulieren, so wie es Döblin mit seiner Montagetechnik im Roman gelingt. Das Publikum blickt auf eine kühle Versuchsanordnung, auf grelle weiße Wände aus Leuchtstoffröhren, die vor dem nackten Rundhorizont der großen Bühne hin- und hergerollt werden. Sie dient als Projektionsfläche für Videoanimationen (von Thilo Baumgärtel), die auf surrealen, bisweilen kindlich verspielten Schwarz-Weiß-Zeichnungen beruhen. Ein Berliner Hinterhof ist da mal erkennbar, auch die Kostüme (Adriana Braga Peretzki) und der brachiale Dialekt zitieren die Stadt der Zwanziger Jahre, doch ist das nicht Endzweck der Inszenierung, sondern nur Spielmaterial. Gar keine Rolle spielt hier der reale oder historische Alexanderplatz: Er ist lediglich als kreisrunde Spielfläche und Schriftzug vorhanden. Viele ernster als die Berliner Topografie nimmt die Aufführung die vielfältigen mythologischen Verweise, durch die Döblin die Biberkopf-Story mit Bedeutung auflädt: Der Tod, Hiob, Abraham und Isaak, die Engel sind die Hauptfiguren neben Biberkopf. Der Schlachthof und die Irrenanstalt sind die Hauptschauplätze, auf denen die Frage verhandelt wird, wie viel ein Mensch von sich opfern muss, um als sehender und fühlender Zeitgenosse durchs Leben zu gehen.
Denn blind hat Franz Biberkopf seine Braut Ida erschlagen, so triebblind wie er nach Verbüßung seiner Haftstrafe wieder an die Tür - hier eine Blechkiste - ihrer Schwester Minna klopft. Andreas Döhlers Biberkopf spielt mehr den Zuhältertyp als den gutmütigen Transportarbeiter, lebenshungrig stürzt er sich auf die Frauen, die das Schicksal ihm zuspielt. Katrin Wichmann als Minna (und später als Mieze) gibt die resolute  Berlinerin, die sich mit Händen, Füßen und Mundwerk gegen die Kerls zu wehren weiß und am Ende trotzdem unterliegt. In einem fortgeschritteneren Stadium der Aufführung schlüpfen Felix Goeser und Wiebke Mollenhauer in die Rollen des vierschrötigen Biberkopf und der zarten Mieze, die für ihn anschaffen geht, nachdem er einen Arm verloren hat. Der stotternde Reinhold (Edgar Eckert), Miezes Mörder, bleibt als hübscher Kerl mit Lockenfrisur und Migrationshintergrund eine Nebenfigur. Moritz Grove kommentiert das Geschehen als Conférencier wie auf einem billigen Rummelplatz, Michael Gerber und Gabriele Heinz gelingen stillen, intensive Momente als Hiob und alte Erzählerin. Almut Zilcher als Tod rennt in einem zähen Showdown gegen den passiven Widerstand Franz Biberkopfs an, der sich weigert, ein anderer Mensch zu werden. 
Die Wandlung zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit hatte Döblin als Fluchtpunkt vor Augen, glaubte aber dieses Ziel selbst verfehlt zu haben, als er den fertigen Roman las. In der Aufführung wird Biberkopfs Wandlung im Schlussbild vom Chor behauptet, plausibler als im Roman wird sie dadurch nicht. Eine Empfindung von Ratlosigkeit, mit der man das Buch aus der Hand legt, bleibt auch nach dieser sorgfältigen Adaption. Sie schlachtet Döblins Roman nicht bloß fürs Theater aus, macht kein gefälliges Berlin-Stück daraus, sondern arbeitet sich tatsächlich an seinen Widersprüchen und Widerständen ab. Zum Spielplan des Deutschen Theaters  

Mittwoch, 11. Mai 2016

Der Maler Wolfgang Leber im Märkischen Museum

Wolfgang Leber im Atelier
Foto: Lutz Wohlrab / Wikimedia
Von Elke Linda Buchholz - Eine Frau steht am Fenster, halb verdeckt. Um sie herum überlagern sich weiße Flächen wie Spiegel, Raumgrenzen, Durchblicke und Wände. Ein wenig Jan Vermeer steckt in dem Motiv, auch Oskar Schlemmer und Henri Matisse. Das ergibt Brechungen und Transparenzen: ein typischer Wolfgang Leber. Der Berliner Künstler hat das Großformat 1978 gemalt. Neben seinen neueren Arbeiten hängt das Bild ganz bruchlos, weder alt noch neu, genauso frisch, genauso klassisch. Hundertvierzig Werke aus fünfzig Jahren versammelt die Retrospektive im Märkischen Museum.
Sie ehrt einen Maler, den man in seiner Stadt kaum noch kennt. Im Februar ist Leber achtzig Jahre alt geworden. Mit elastischem Schritt schreitet Wolfgang Leber durch die Ausstellung, ein Flaneur noch immer, mit unaufgeregtem Habitus und ruhigem Blick. Aquarellartige Transparenz zeichnet viele Gemälde Lebers aus. Das macht sie leicht und luftig, trotz klarer Linienstrukturen und leuchtender Töne. Er selbst erklärt seine Vorliebe fürs verdünnte Kolorit lachend mit seiner Sparsamkeit: Wer die Farbe stark verdünnt, braucht weniger Material. Und das war in der DDR häufig knapp für einen, der außerhalb des offiziellen Betriebs arbeitete. Eingeschränkt habe ihn das Regime nicht, meint Leber beim Gang durch die Ausstellung: „Man steht ja im Atelier, da ist keine Aufsicht. Da hatte ich die Freiheit, zu malen, was ich wollte. Der Druck kam dadurch, dass man nicht genügend Ausstellungsmöglichkeiten hatte.“Weiterlesen auf www.tagesspiegel.de

Montag, 9. Mai 2016

Neues Leben im Nicolaihaus - Lesung am 26. Mai 2016 - Buch zur Hausgeschichte in einer Neuausgabe

Im März wurde das Nicolaihaus in der Brüderstraße, eines der wenigen erhaltenen Bürgerhäuser des 18. Jahrhunderts in Berlin, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wiedereröffnet. Die Stiftung hat das Haus mit hohem Aufwand restauriert und modernisiert, um es als bedeutende Adresse der europäischen Aufklärung und als "Keimzelle unserer Demokratie" zu sichern. Dem Andenken des Verlegers und Schriftstellers Friedrich Nicolai wurde durch die Einrichtung einer Dauerausstellung zu Leben und Werk Rechnung getragen. Gelegenheit, das Haus als geselligen Treffpunkt von innen zu erleben, gibt es am 26. Mai 2016 ab 19 Uhr.

Professor Dr. Manfred Kappeler stellt sein Buch "Lessings Kiste. Nicolais Plan und das Grimm'sche Wörterbuch" vor. Ein gemeinsames Anliegen der Jugendfreunde Nicolai, Lessing und Mendelssohn war es, zur 'Hebung des Geschmacks' ein allgemeines Wörterbuch der deutschen Hochsprache zu schaffen. Welche Erfahrungen und Motive die Freunde zu diesem Vorhaben brachten und was schließlich daraus geworden ist, wird der Autor Kappeler mit einer Lesung aus seinem Buch berichten. Im Anschluß wird Zeit für Diskussion und einen kleinen Umtrunk sein. Der Eintritt ist frei. Anmeldung ab sofort telefonisch (030/626406-390) oder per E-Mail (nicolaihaus@denkmalschutz.de). Weitere Veranstaltungen werden auf der Website des Freundeskreises Nicolaihaus angekündigt.

Zur Wiedereröffnung des Nicolaihauses hat der Verlag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ein 2006 erschienenes Buch über die Geschichte des Gebäudes in einer aktualisierten Fassung wiederaufgelegt. Vorgestellt werden berühmte Bewohner wie der Porzellanfabrikant Johann Ernst Gotzkowky, die Verlegerfamilie Partei, der Dichter Theodor Körner und die Malerin Johanna Dorothea Stock. Auch wird daran erinnert, dass das von den Nationalsozialisten geschlossene Lessing-Museum sich seit 1913 im Nicolaihaus befand. Zahlreiche Veranstaltungen machten es zum ersten Literaturhaus Berlins. Ergänzt wird die Neuausgabe des Buches durch Informationen zum Umgang mit der historischen Bausubstanz während der Sanierung, die erheblich länger dauerte als zunächst geplant.

Marlies Ebert / Uwe Hecker (Hg.)
Das Nicolaihaus
Brüderstraße 13 in Berlin
Monumente Publikationen, Bonn 2016
Gebunden, 96 Seiten, 14,90 Euro
ISBN 978-3-86795-122-7
Bestellbar bei Monumente Publikationen


Sonntag, 8. Mai 2016

E. T. A. Hoffmann im Mai

So romantisch umblüht sieht man das Denkmal am Gendarmenmarkt
nur an wenigen Tagen im Jahr. Foto: Michael Bienert