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Donnerstag, 18. August 2016

Heideggers Hütte und Berlin

Michael Bienert vor Heideggers Hütte
Im August 1922 bezog die Familie von Martin Heidegger erstmals ihr Ferienhaus in Todtnauberg im Schwarzwald, eine Butze, die als liebster Schreibort des Denkers in die Philosophiegeschichte einging. In der legendären "Hütte" herrschte indes in den ersten Jahren solcher Lärm, dass der empfindliche Heidegger vor Frau und Kindern floh und sich eine Schreibstube in der Nachbarschaft mietete. Wer heute auf dem mit fünf Infotafeln versehenene Martin-Heidegger-Wanderweg rund um Todtnauberg wandelt, erfährt, dass eher Elfriede Heidegger die treibende Kraft hinter dem Hüttenprojekt war. Sie war es auch, die dafür sorgte, dass das Haus 1931 ans Stromnetz angeschlossen wurde. Heidegger, der an der Freiburger Universität lehrte, hatte zuvor einen Ruf nach Berlin erhalten. Als Ausgleich dafür, dass der Philosoph zu schlechteren finanziellen Bedingungen in Freiburg blieb, übernahm die badische Regierung auf Drängen Elfriede Heideggers die Kosten für einen Stromanschluss.
Neue Sachlichkeit in Todtnauberg
Die Hütte wird bis heute von den Nachkommen des Ehepaars genutzt und ist daher nicht zu besichtigen. Ein Ausflug dorthin lohnt sich aber allemal wegen der schönen Wanderwege in der Umgebung, die auch Heidegger gerne beging. Äußerlich präsentiert sich die Hütte denkmalgerecht restauriert. Die Lage am Hang, das tief herabgezogene Dach und die Fassade aus Holzschindeln sind typisch für die Gegend, die blauen Fensterrahmen und grünen Fensterläden eher für die dezidiert moderne Architektur der 1920er Jahre. Nebenan plätschert der Brunnen, aus dem schon Heideggers schöpften. Eine völlig weltabgewandte Klause war die Hütte jedenfalls nicht, entdeckt hat den landschaftlich reizvollen Ort Elfriede Heidgger beim Skiurlaub in den Bergen. Mit Bahn und dem Bus ist Todtnauberg von Freiburg in einer guten Stunde zu erreichen, viel länger dürfte man auch zu Heidggers Zeiten nicht unterwegs gewesen sein. Mehr Informationen zur Lage der Hütte.