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Mittwoch, 10. Januar 2018

Hyperlokal, kosmopolitisch und kinderfreundlich - der Neustart am Literaturhaus Berlin

Literaturhaus Fasanenstraße 23
Foto: Bienert
"Was ist das für ein Haus hier?" Mit dieser Frage haben sich Janina Gelinek und Sonja Longolius erfolgreich um ihren neuen Arbeitsplatz beworben. Seit dem 1. Januar 2018 leiten die Literaturwissenschaftlerinnen und -vermittlerinnen das Literaturhaus in der Berliner Fasanenstraße, besser gesagt: Sie bereiten den Programmstart pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang vor. Ihr neues Konzept für die alte Villa ist inspiriert von dessen Geschichte: In der Gründerzeit erbaut für einen Korvettenkapitän, war es später Lazarett, Volksküche, Studentenklub, Café, Diskothek, Bordell - und ab 1986 das erste Literaturhaus, das sich so nannte, Vorbild für inzwischen über 20 Literaturhäuser im deutschsprachigen Raum. Der vorige Leiter Ernest Wichen gehörte noch der Gründergeneration an, jetzt übernimmt eine deutlich jüngere Generation das Steuer in der Kapitänsvilla.
"Wir sind die Erasmus-Generation" fasst Gelinek den kosmopolitischen Werdegang der neuen Leitung zusammen, die bestürzt ist darüber, dass ein Europa ohne spürbare Binnengrenzen neuerdings wieder infrage gestellt wird. Deshalb soll das Literaturhaus zum "Reservelazarett" für den europäischen Gedanken werden, gar ein europäischer Feiertag in der Fasanenstraße ausgerufen werden. "Wohnhaus" soll es sein für die wachsende Zahl von Alt- und Neuberlinern, als "Clubhaus" wieder attraktiv für Studierende werden, "Garküche" für das Sprachenwirrwarr der nach Berlin Geflüchteten. Im "Freudenhaus" werden neue Veranstaltungsformate ausprobiert und unter der Rubrik "Baumhaus" wird es künftig auch ein Kinder- und Jugendprogramm an der Fasanenstraße geben.
Sonja Longolius und Janina Gelinek
Foto: Nina Zimmermann
"Berlin als Schaffensort" heißt eine der neuen Programmreihen, dabei ist vor allem an Autoren nichtdeutscher Herkunft gedacht. Hyperlokal und international, das ist kein Gegensatz in Berlin, sondern ein Kapital. Die beiden Leiterinnen wollen das Haus in zentraler, verkehrsgünstiger Lage für das öffnen, was  nahe liegt: "Wir möchten gerne gute Gastgeber sein." Mit einem Frühlingsfest am 20. und 21. März startet das neue Programm, das hoffentlich viele neue Gäste in die Fasanenstraße lockt.
Noch bis 11. März ist im Literaturhaus die Ausstellung "Zwischen den Fronten. Der Glasperlenspieler Hermann Hesse" zu sehen. Weitere Infos unter www.literaturhaus-berlin.de

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